„Rock gegen Überfremdung III“ am 25.08.2018

Es ist soweit. Diesen Samstag am 25.08.2018 wird das größte Neonazievent Deutschlands in Mattstedt bei Apolda stattfinden. Es werden 5000 Nazis erwartet. 1500 Bullen werden im Einsatz sein und es sind mehrere bürgerliche Gegenveranstaltungen geplant.

1. Das Konzert

2017 richteten sich die Augen auf Themar. Rock gegen Überfremdung II war mit circa 6000 Neonazis aus der ganzen Welt das größte Event des Jahres in Deutschland. (Quelle 1) Nachdem dieses Jahr in Themar 2000 Nazis erneut über zwei Tage hinweg feierten, ist Mattstedt der nächste Schauplatz.
Rock gegen Überfremdung III zieht ins Weimarer Land um. Eine ehemalige Industriebrache wird Austragungsort des größten Nazifestivals Deutschlands. Diese Festivals besitzen für die Naziszene enormen Wert. Sie stärken den inneren Zusammenhalt, dienen der Vernetzung und sind wahre Goldgruben. Für Rock gegen Überfremdung III werden Tickets im Wert von 25 bis zu 30 Euro angeboten. Bei der Anzahl an Nazibesucher*Innen ist von einer niedrigen, sechsstelligen Gewinnsumme auszugehen. In Thüringen gibt es mittlerweile 15 eindeutig rechte Immobilien, die für verschiedenste Veranstaltungen genutzt werden und unter anderem eben durch jene Konzerte und Großveranstaltungen gekauft und erhalten werden.
Eine der wichtigsten Gruppen, die diese Events ermöglichen sind die „Turonen“. Auch bekannt als „Garde 20“ sei an deren Beteiligung an dem Überfall auf die ballstädter Kirmesgesellschaft 2014 erinnert. Viele Konzerte ermöglichten die Tilgung ihrer Prozesskosten. (Quelle 2)

2. Die Gemeinde gegen den Landkreis und das Land

Kurz nach Bekanntwerden, dass Mattstedt der Ort des nächsten Nazigroßevents wird, veröffentlichte die Gemeinde einen offenen Brief (Quelle 3) an das Land Thüringen und den Ministerpräsidenten persönlich. Das Konzert, welches als politische Versammlung angemeldet ist, sollte aufgrund mehrere verkehrstechnischer und baulicher Hindernisse untersagt werden. Es besteht die Sorge, dass der Ort kollabieren könnte. Das Versammlungsrecht besitzt dafür allerdings besonders hohe Hürden, weshalb es wohl wie geplant stattfinden wird. Auch eine Onlinepetition (Quelle 4) brachte nicht den gewünschten Erfolg.

3. Alle zusammen – Hauptsache zusammen

In den letzten Tagen wurde es nun immer klarer, dass eine staatliche Verhinderung des Konzerts unmöglich ist und bleibt. Allerdings wurden am heutigen Tag (23.08.18) das Gelände neu beauflagt, indem Teile des Geländes gesperrt wurden. Bereits im Vorfeld haben sich das Netzwerk „Buntes Weimarer Land“ und das Weimarer „Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus“, sowie weitere bürgerliche Initiativen dazu entschlossen, Gegenveranstaltungen im Ort zu machen. (Quelle 5) Das Programm bietet drei Demonstrationen, Friedensgebete, Fahrradrouten, ein Konzert und vieles mehr.
In enger Kooperation mit dem Ort sollen sie unterstützt werden, um diesen Tag zu überstehen. Sicherlich ist es ein positives Zeichen, dass ein Ort Probleme hat mit einem Neonazikonzert, dennoch kann es nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich bereits bei der Veranstaltung in Mattstedt vor allem Sorge gemacht wurde, dass ein zweiter G20-Gipfel vor der Haustür stehen könnte. Dass das passiert ist milde geschätzt sehr unwahrscheinlich. Was Realität werden wird, ist, dass tausende Neonazis kommen werden und bewusst ihr Geld geben für militante Strukturen, die bewaffnet sind und einen politischen Aufwind verspüren. Seit dem Urteil im NSU-Prozess ist dieser noch größer. Wenn ein direkter Freund, Sympathisant und überzeugter Neonazi des Trios gerade einmal zweieinhalb Jahre für die Unterstützung an einer neonazistischen Mordserie erhält, dann sagt die deutsche Justiz der Naziszene in Deutschland: Zieht wieder los und mordet. Wir halten euch nicht auf. (Quelle 6)
Es ist sicherlich gut gemeint aus bürgerlicher Perspektive einen Feiertag zu machen, dessen Programm „weltoffen“, „friedlich“ und demokratisch sein soll. Aber um ehrlich zu sein, fragen wir uns, was das eigentlich bedeutet. Wir tun so, als wären das die Eckpfeiler „unserer“ Gesellschaft. Als könnten wir „uns“ auf sie berufen. Für uns hat eine weltoffene Gesellschaft keine rechtsradikale Partei wie die AFD mit aktuellen Umfragewerten von 17 Prozent, keinen wildgewordenen Grenzschutz mit Abschiebeknästen und keinen Verfassungsschutz, der Neonazis beim Morden hilft.
Eine friedliche Gesellschaft hat keine Bullen und kennt keine Verwertung. Sie wird es im Kapitalismus nie geben.
Wir müssen damit beginnen und weitermachen, Nazis klaren Widerstand zu geben. Sie wollen nicht diskutieren. Sie wollen an die Macht. Sie wollen ihre Ideen Wirklichkeit werden lassen und eine NS-Diktatur aufbauen. Wenn wir das verhindern wollen, müssen wir sie bekämpfen und die gesellschaftlichen Bedingungen angehen, die es ermöglichen, dass autoritäre und neonazistische Ideen wieder aufkeimen.
Wir müssen Öffentlichkeit schaffen, für all die Dinge, die sie fernab der medialen Präsenz tun. Die Rückzugsräume in Thüringen sind erschreckend groß. Es ist egal, ob mensch aus Mattstedt, Apolda, Weimar oder sonstwoher kommt, es gilt alltäglich den Nazis etwas entgegenzusetzen.
Falls ihr euch dennoch auf den Gegenprotesten bewegen solltet, bitte passt auf euch auf. Achtet darauf, dass ihr gemeinsam unterwegs seid und falls ihr alleine seid, fragt lieber Leute, ob ihr gemeinsam an-und abreisen könnt. Durch die erwähnte Beauflagung ist es möglich, dass am Tag selber mehrere hundert Neonazis nicht auf das Konzert kommen und einen ganzen Tag nichts zu tun haben, deshalb achtet darauf. Wenn ihr tatsächlich angegriffen werdet, notiert euch danach alle Informationen und schreibt uns gerne an. Solltet ihr angezeigt werden, wegen irgendwelcher angeblicher Vergehen, meldet euch bei der Roten Hilfe. Lasst euch nicht unterkriegen!

reACT23 am 23. August 2018


Quelle 1: Fotos Themar
https://www.flickr.com/photos/lionelcbendtner/sets/72157683659339223/page1

Quelle 2: Turonen, Ballstädt und Geldflüsse
https://thueringenrechtsaussen.wordpress.com/2017/07/26/neonazi-konzert-mit-6-000-besuchern-am-15-juni-in-themar-auswertung-gelder-strukturen-und-der-umgang-der-behoerden/

Quelle 3: offener Brief Mattstedt
http://daten.verwaltungsportal.de/dateien/news/4/5/6/6/0/0/offener_brief_mattstedt.pdf

Quelle 4: Online Petition
https://weact.campact.de/petitions/verhindern-sie-das-grosste-rechtsrockkonzert-deutschlands

Quelle 5: Gegenveranstaltungen
https://www.facebook.com/events/2129465963980705/

Quelle 6: Urteil André Emminger
https://www.taz.de/!5517433/

Neuer Flyer: Basics im Umgang mit Cops

Der Flyer beinhaltet grundlegende Verhaltenstipps, wie mensch am besten mit Cops umgeht, um sich möglichen Bullenstress zu ersparen. Er richtet sich vor allem an Menschen, die darin wenig bis keinen Durchblick haben. Finden könnt ihr ihn in den Kneipen eures Vertrauens, Infoständen und online zum Herunterladen und Ausdrucken. Klickt auf den Link, druckt ihn ein paar Mal aus, und verteilt ihn an eure Freund*innen:

PDF: Tipps zum Umgang mit der Polizei

Kurzmitteilung: Rock gegen Überfremdung in Mattstedt

Am 25. August 2018 wird voraussichtlich das Festival „Rock gegen Überfremdung III“ in Mattstedt (bei Apolda im Weimarer Land) stattfinden. Es werden tausende Neonazis aus Deutschland und Europa erwartet. Das Konzert wird höchstwahrscheinlich wieder als politische Kundgebung angemeldet. Bereits jetzt gibt es Tickets in 50er Paketen auf einschlägigen Neonaziseiten zu kaufen.
Momentan werden folgende auftretende Bands genannt: Gigi und die braunen Stadtmusikanten (inklusive Stahlgewitter), Die Lunikoff Verschwörung,
Notwehr, Fortress, Warlord, Fremd im eigenen Land (F.i.e.l)., und Der Kahlkopf Metzger. Aktuell steht Final War nicht mehr dabei.

6000 Nazis in Thüringen
Im letzten Jahr sorgte das in Themar stattfindende Neonazikonzert „Rock gegen Überfremdung II“ von Tommy Frenck, Pascal Schröter und Co. für Aufsehen. Während sich die kurze mediale Öffentlichkeit (ARD-Berichte, Böhmermann-Beiträge etc.) schnell legte, konnten dieses Jahr 2000 Neonazis nach Themar für ein zweitägiges Event mobilisiert werden, bei dem einem Journalisten ins Gesicht geschlagen wurde. Mehrere Anzeigen wegen Nazisymboliken und anderen Straftaten reichten für eine „linke“ Landesregierung und deren Polizeiapparat nicht aus, auch nur irgendetwas zu tun. 2017 schauten Bullen entspannt bei Hitlergrüßen zu, 2018 hat Rot-Rot-Grün nichts gelernt. Alles beim Alten also.

Die Ergebnis: Für Neonazis ist Thüringen zum Traumland von Konzerten, Veranstaltungen und Demonstrationen geworden, die in der Provinz stattfinden, wo es kaum Menschen juckt. Mattstedt im Weimarer Land soll es nun also auch werden. Verbreitet die Information, wir halten euch auf dem Laufenden.


Quelle: Ticketverkauf
www.das-zeughaus.com/index.php/rock-gegen-ueberfremdung-iii-50-eintrittskarten-paketpreis.html

Patriotismus ist keine Alternative!

Die Fußballweltmeisterschaft ist in vollem Gange. Auch wenn Deutschland schon in der Vorrunde rausgeflogen ist (Yay!), wurde und wird sie immer wieder begleitet durch wehende Deutschland-Fahnen, einen kollektiven patriotischen Rausch und pöbelnde Nazis auf Fanmeilen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Problematik von Deutschland an sich, der WM und ihre Wirkung im Kapitalismus, bedarf also einer ausführlichen Kritik.
Beispielsweise von der PIKA-Kampagne: Sie wurde 2016 anlässlich der Europameisterschaft in Weimar ins Leben gerufen. Im Zuge dessen wurden einige lesenswerte Texte formuliert, die im Bezug auf die aktuelle WM nichts an Gültigkeit verloren haben.

Schaut vorbei:
http://patriotismusistkeinealternative.blogsport.de/

Ein Auszug:
„Bei Europa-, Weltmeisterschaften, oder anderen Wettkämpfen, in denen die Nationen gegeneinander antreten, wird die Identifizierung mit dem Nationalkollektiv frei zur Schau gestellt. All die, die sonst im dauerhaften Konkurrenzkampf miteinander stehen, können zusammen auf den Straßen oder zuhause, beim gemeinsamen Public Viewing feiern, Bier trinken und jubeln, wenn „wir Deutschen“ ein Tor schießen. In diesem nationalen Freudentaumel finden Nazis und Rassist_innen ein Klima vor, in dem ihre Weltanschauung akzeptiert wird.“

Kurzmitteilung: Angriff von Cops in Weimar

Am Freitagabend, den 18.05.18 um ca. 01:30 Uhr, kam es am Wielandplatz in Weimar wie schon häufig zu einer Auseinandersetzung zwischen den Bullen und jungen Menschen.
Die Bullen kamen bereits das zweite Mal an diesem Abend, angeblich wegen Ruhestörung. Auf Nachfrage, warum sie denn ständig wieder kommen und wahllos Menschen kontrollieren, wurde einer der beiden Cops handgreiflich, und schubste dabei mehrere Personen gewaltsam gegen eine Hauswand und eine Laterne. Ernsthaft verletzt wurde dabei glücklicherweise niemand. Es folgte eine lautstarke Diskussion, in der der andere Bulle den Angriff seines Kollegen beschwichtigte. Der Aufforderung, Dienstnummer und Name zu nennen, kamen die Cops auch nach wiederholtem Fragen von hinzu gekommenen Anwohner*innen und mit Hinweis auf das Thüringer Polizeiaufgabengesetz nicht nach. Stattdessen wurde mit wilden Anschuldigungen und Sätzen wie „Von mir bekommt ihr garnichts!“ um sich geworfen.
Glücklicherweise zeigten sich viele Menschen, die zu diesem Zeitpunkt auf dem Wielandplatz waren, solidarisch. So sahen sich die Cops binnen weniger Augenblicke mit einer wütenden Menge konfrontiert, was sie dazu Zwang, in ihre Karre zu steigen und wegzufahren.
Polizeigewalt und Repression sind dennoch keine Seltenheit und wird gerade dann gefährlich, wenn nicht viele Menschen anwesend sind, die eine*r betroffenen Person helfen können. Also:

Angriffe durch Bullen nicht unbeantwortet lassen!

Organisiert euch gegen diese Zustände und zeigt euch solidarisch mit den Betroffenen!

Der 1. Mai in Ostdeutschland

Wieder einmal fanden große 1. Mai-Demonstrationen in Ostdeutschland statt. Nachdem sich 2015 der III. Weg in Saalfeld durch Randale eine verbesserte Route eroberte, 2016 sächsische Cops in Plauen die Schädel von Gegendemonstranten als ihren Hauptfeind auserkoren haben, kam es 2017 zu zwei Aufmärschen in Halle und Gera. Während Gera sehr unspektakulär verlief und ein Zugriff auf die Nazidemonstration verwehrt blieb, konnte der Aufmarsch in Halle durch konsequentes antifaschistisches Agieren verhindert werden, weshalb es die Nazis von „Die Rechte“ und dem Antikapitalistischen Kollektiv, sowie Thomas Holzinger aus Weimar, nach Apolda zog um zu randalieren.

NPD-Aufmarsch in Erfurt

In Erfurt folgten rund 700 Neonazis aus dem Umfeld von NPD, Freien Kameradschaften und Die Rechte dem bundesweiten Aufruf des NPD Landesvorsitzenden Thorsten Heise, welcher die Neonazi-Demonstration anmeldete. Er trat neben Sascha Krolzig (Partei „Die Rechte“, Nordrhein-Westfalen) und Udo Voigt (Abgeordneter der NPD im Europaparlament) als Redner auf. Der Start ihrer Demonstration verzögerte sich um eine knappe Stunde, da nicht genügend Ordner*innen vorhanden waren. Schon vor dem Start der Neonazi-Demonstration kam es zu Behinderungen journalistischer Arbeit durch die Polizei. Insgesamt waren über 1000 Polizist*innen im Einsatz. In den Redebeiträgen und Sprechchören der Neonazis verharmlosten sie einen neonazistischen Übergriff auf zwei Journalist*innen am Vortag in Fretterode. Dort wurden Göttinger Journalist*innen von zwei Neonazis, ausgehend von Thorsten Heises Grundstück, bei der Recherchearbeit mit Messern, Baseballschlägern und einem Schraubenschlüssel angegriffen. Die Autoscheiben und Reifen wurden zerstört (Quelle 1). Am Angriff war vermutlich der 24-jährige Gianluca Bruno beteiligt, der zum direkten Umfeld Heises gehört. Umfangreiche Recherchen über Gianluco Bruno und Thorsten Heise finden sich auf http://tbagoe.blogsport.eu. Des Weiteren äußerten die Neonazis in ihren Redebeiträgen breite Solidarität mit der mittlerweile verhafteten Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck, skandierten antisemitische und israelfeindliche Parolen und hetzten gegen Antifaschist*innen. Mehrere bürgerliche und linke Initiativen, Bündnisse und Parteien mobilisierten zum Gegenprotest, schätzungsweise 1500 Menschen stellten sich dabei den Neonazis in Erfurt entgegen. Dabei kam es zu Anfeindungen und Drohungen gegen Antifaschist*innen und Journalist*innen durch die Neonazis. Zudem gab es Blockadeversuche, die durch gewaltsames Handeln der Polizei unterbunden wurden. Es wurden einige Platzverweise erteilt, Anzeigen geschrieben und mindestens zwei Personen vorrübergehend in Gewahrsam genommen. Die Neonazis dürften vermutlich eine positive Bilanz gezogen haben, und auch die Polizei verzeichnete ihren Einsatz als Erfolg.

„Der Dritte Weg“ in Chemnitz

Der Mobilisierung durch die Partei „Der Dritte Weg“ folgten in Chemnitz circa 600-700 Neonazis, die Anzahl der Teilnehmer*innen ist also, trotz verstärkter Mobilisierung, vergleichbar mit der des letzten Jahres in Gera. Unter den Redner*innen der Neonazis befanden sich neben bekannten lokalen Neonazis auch Faschisten aus dem Ausland. Ihre Route führte durch den Stadtteil Sonnenberg, der bereits zuvor durch vermehrte Angriffe durch Neonazis auffiel. Sie sollte auch dadurch provozieren, dass die Neonazis unter anderem am Platz der Opfer des Faschismus, einer Moschee und einem kurdischen Bäcker vorbeiliefen. Nichtsdestotrotz musste ihre Demonstration mehrfach umgeleitet werden, da sie sonst auf linke Gegenproteste gestoßen wären. Die Polizei war mit einem Großaufgebot anwesend: 2000 Polizist*innen aus Sachsen, Bayern, NRW und Thüringen, Wasserwerfern und einem Hubschrauber. Trotzdem gelang es einigen Antifaschist*innen, zumindest zeitweise die Absperrungen der Polizei zu durchbrechen und sich in Richtung der Neonazi-Demonstration zu bewegen. Dabei wurden sie von der Polizei gekesselt und mehrere Stunden festgehalten. Es wurden 173 Platzverweise erteilt und 193 Identitäten festgestellt. Insgesamt waren mehrere Tausend Gegendemonstrant*innen in Chemnitz unterwegs, davon mindestens 1000 Menschen auf einer Demo unter dem Motto: „Antikapitalismus bleibt antifaschistisch!“. Auffällig war vor allem die Abwesenheit der Dortmunder Nazis von „Die Rechte“, die gut mit der Chemnitzer Szene vernetzt sind. Die Cops zogen ein positives Fazit.

Am 1. Mai ist es uns zahlenmäßig gelungen in zwei Städten prallel präsent zu sein. Dennoch sollte dies kein Anlass sein sich darauf auszuruhen. Viel zu oft gehen dabei emanzipatorische und kritische Positionen im Dunst des breiten Gegenprotestes unter. Die Vereinnahmung linksradikaler und revolutionärer Politik tritt vor allem dann zutage, wenn die verschiedenen städtischen und bürgerlichen Initiativen mit dem Anspruch antreten, das Image ihrer Stadt zu verteidigen. Die Großmobilisierungen zum 1. Mai sind wichtig, denn überall wo Nazis agieren, müssen wir ihnen entschlossen entgegentreten. Dennoch müssen wir auch selbstkritisch erkennen, dass uns das zum einen kaum in den ländlichen Regionen gelingt, und auch nur schwer gelingen kann, und zweitens, dass Nazis durch ihre dauerhafte Präsenz ihre nationalistische Gesinnung im Alltag vor sich hertragen. Auch an allen anderen Tagen agieren sie. Die Mobilisierungen zum 1. Mai bieten uns die Möglichkeit, in der öffentlichen Wahrnehmung deutliche Zeichen zu setzen. Trotzdem sollte politische Partizipation und dauerhafte, alltägliche soziale Zusammenarbeit im Vordergrund stehen. Hier muss sich auch antifaschistische Arbeit immer wieder kritisch hinterfragen. Unter „Antifa“ wird mittlerweile vieles verstanden. Für AfDler*innen ist das vermutlich schon die CDU. Für bürgerliche Parteien (zu denen auch die AfD auch gehört) und deren Sympathisant*innen kann das alles heißen, ob „linkes Pack“ oder die vor Ort ansässige Jusogruppe. Wir halten deshalb auch einen inhaltlichen Diskurs für wichtig, um öffentlich vermitteln zu können was wir wollen und wofür wir stehen. Antifa ist für uns keine bürgerliche Realpolitik oder der Glaube daran, dass wir in einer an sich gut funktionierenden Gesellschaft Probleme mit ein paar „schlechten“ Nazis haben, sondern das Verständnis, dass die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft autoritäre Leitideen innehat und sie beständig pushen wird. Diese gilt es zu überwinden!

Weimarer Neonazis am 1. Mai

Der Apoldaer Neonazi Domenic Kiesing besuchte die Demonstration der Partei „Der Dritte Weg“ in Chemnitz. Er ist dem Spektrum der „Autonomen Nationalisten“ zuzuordnen und nahm bereits an mehreren Neonazi-Demonstrationen teil. Weiterhin konnte man in Chemnitz den Tannrodaer Neonazi Michel Fischer (ehemals „Die Rechte“ Thüringen) und Dirk Liebau, Enrico Beschizko und Roy Schuster aus Erfurt antreffen. Alle genannten Personen beteiligten sich in sozialen Medien aktiv an der Mobilisierung für die Demo des „Dritten Wegs“. Desweiteren beteiligte sich Carsten Peter aus Weißensee an der Demonstration. Auch Thomas Holzinger, ein bekannter Neonazi aus Weimar, war am 1. Mai in Chemnitz. Er lief dort auffällig alleine, wobei er eigentlich gut mit anderen Neonazis vernetzt ist. Benny Meusel und Dennis Noetzel aus Apolda beteiligten sich in Erfurt am Aufmarsch der NPD.

reACT23 am 8. Mai 2018


Quelle 1: http://aktnach.org/welt/2018/05/01/258473-thuringen-journalisten-von-mutmaslichen-rechtsextremisten-angegriffen.html

Nazi-Randale in Apolda: 03.03.2018

Gefunden auf indymedia:

„Am Sonntagabend 03.03.2018 randalierten rechte Jugendliche in Apolda. Sie zogen laut Pressemitteilung von der Christian-Zimmermann-Strasse in die Buttelstädter Strasse. Nachdem Sie mehrere Mülltonnen umwarfen, riefen sie mehrfach “Sieg Heil“ und bedrohten andere Menschen mit Zaunlatten.“

Diese Geschichte sollte weniger dazu führten, dass alle erschrocken aus den Wolken fallen und sich fragen, wie so etwas möglich ist. Viel mehr gibt es in Apolda eine Kontinuität rassistischer und anderer rechter Umtriebe und Gewalt. So mobilisierte beispielsweise die rechte Bürgerbewegung “Wir lieben Apolda“ am 02. Dezember 2017 gegen eine Geflüchtetendemonstration der Organisation “The Voice“. Am 1.Mai vergangenen Jahres zogen hundert Neonazis um das rechtsradikale “Antikapitalistische Kollektiv“ randalierend durch Apolda.

Die Reaktionen auf die Presseartikel weiteten sich aus. Nazis aus Apolda und Umgebung namen dies als Anlass sich auf Facebook im Nachgang noch auszutoben. Es ist sehr sicher, dass Domenic Kiesig und Dennis Noetzel (Bild 1) daran beteiligt waren und wahrscheinlich, dass Ricardo Wenz, Kevin Noetzel und Benny Meusel auch dabei waren.

Am Abend des 03.03.2018 posteten Neonazis ein Bild mit Dennis Noetzel, Ricardo Wenz, Sven Zimmler und Benny Meusel (Bid 2). Es waren vermutlich auch die oben genannten Personen dabei. Es ist nicht auszuschließen, dass weitere Neonazis beteiligt waren, da die Pressemitteilungen keinen konkreten Rückschluss auf die Anzahl der Personen geben. Auf einen Post von Ricardo Wenz (Bild 1) antworteten Noetzel und Kiesig: Kevin Noetzel bestätigte deutlich, dass er anwesend war (“Na klar“, Bild 1) und Domenic Kiesig kommentierte dies auch (Bild 4). Kiesig kann zur autonomen Neonazi-Szene zugeordnet werden: So nahm er am Neonaziaufmarsch am 03.02.2018 in Weimar teil, wo er auf einem Bild mit Thomas Holzinger, Benny Meusel und Dennis Noetzel zu sehen ist (Bild 3). Kevin Noetzel und Ricardo Wenz wurden bisher noch nicht bei Neonaziaufmärschen gesichtet. Es ist aber durchaus denkbar, dass dies schon passiert ist oder demnächst passieren kann.

Es zeigt sich, dass Apolda eine Wohlfühlzone für Neonazis geworden ist. Diese “Gruppe Jugendlicher“ von der die bürgerlichen Medien reden, sind bekannte Nazis, die mehrfach an Veranstaltungen und Demonstrationen der radikalen Rechten teilnahmen. Es gibt kein einmaliges Problem mit Jugendlichen, die sich mal ausprobiern wollen, sondern strukturelle neonazistische Aktivitäten, welchen offensiv begegnet werden muss.

Antifa in die Offensive!“


Der vollständige Artikel mit Bildern (1-4) findet sich hier: https://de.indymedia.org/node/20469

„Om Chanting“ in der Gedenkstätte Buchenwald

Pressemitteilung der antifaschistischen Gruppe Weimar [reACT23]

Am 17.03.2018 lädt die „Bhakti-Marga-Gruppe“ zu einer „Heilung der Vergangenheit“ in die Gedenkstätte Buchenwald. Wir halten diese Betrachtung der Geschichte für revisionistisch und fordern gleichzeitig die Gedenkstätte Buchenwald auf, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und diese Veranstaltung zu unterbinden.

Durch die Prozession des „OM Chanting“ werden laut Veranstalter*innen die „Tragödien der Vergangenheit überwunden“, wobei „negative in positive Energie“ umgewandelt und die ehemaligen Konzentrationslager weiterhin spirituell „geheilt“ werden sollen. Diese Auffassung der Gedenkkultur ist zutiefst verfälscht und leugnet die gesellschaftlichen Voraussetzungen, die zu dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte geführt haben. Weiterhin wird auf einem Flyer zur besagten Veranstaltung ausgeführt, dass „nur der Schöpfungsklang OM die Kraft hat, diese Orte zu heilen“.

Dass es keine negativen Energien, sondern vielmehr die antisemitische und rassistische gesellschaftliche Grundlage war, auf der der Nationalsozialismus gewachsen ist, wird hierbei nicht beachtet. Weiterhin muss verdeutlicht werden, dass es kein „OM Chanting“ war, welches die nationalsozialistische Herrschaft beendete, sondern vielmehr das konsequente Eingreifen der alliierten Militärmächte. In den Augen der Veranstalter*innen gibt es zudem keine Naziverbrecher*innen, sondern lediglich durch negative Energien „fehlgeleitete“ Subjekte. Auch das leugnet die Teilhabe der Deutschen an der Ermordung von Millionen Menschen.

Angesichts des historischen Verlaufes, der immer wieder nazistische und faschistische Kräfte erstarken lies und lässt, kann die verkürzte geschichtliche Darstellung der Veranstalter*innen in keinster Weise zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit der Vergangenheit beitragen. Dabei besitzt sie geschichtsrevisionistischen Charakter, indem sie historische Tatsachen ausblendet. Sie bildet außerdem eine mehr als unangemessenene Instrumentalisierung eines jeden einzelnen Opfers, welches von den Nazis mit gesellschaftlicher Unterstützung ermordet wurde.

Wir fordern die Gedenkstätte Buchenwald öffentlich dazu auf, es der Gedenkstätte Flossenbürg gleich zu tun und eine solche Art des „Gedenkens“ nicht zu dulden.

Unsere Pressesprecherin Paula Müller erklärt abschließend dazu:

„Wir widersprechen der Erklärung des stellvertretenden Direktors der Gedenkstätte Buchenwald zur Genehmigung der ausgeführten Veranstaltung mit Nachdruck. Das Gedenken anderer Besucher*innen und das Andenken an die Opfer der Nazis wird sehr wohl durch die Duldung einer solchen verfälschten Auseinandersetzung gestört. Es ist die historische Verpflichtung und Aufgabe von Gedenkstätten dafür zu sorgen, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten niemals vergessen werden und keine Schlusspunktsetzung in der Geschichte erfolgen darf. Wir erwarten, dass die Gedenkstätte Buchenwald ihre Verantwortung gegenüber eines angemessenen Erinnerns wahrnimmt.“

reACT23 am 4. März 2018

Türkische Militäroffensive in Syrien – ein Demonachruf


Am vergangen Samstag, den 10.02.2018, fand in Weimar eine Solidaritätsdemo für Afrin statt. Wir wollen hiermit die Möglichkeit ergreifen diesem Thema mehr Öffentlichkeit zukommen zu lassen. Circa 100 Menschen folgten dem über Facebook geteilten Aufruf zur Demo, die ausgehend vom Hauptbahnhof über den Goetheplatz bis zum Theaterplatz zog.  Seit Tagen beherrscht vor allem ein Thema die Schlagzeilen: Der türkische Angriff auf Afrin, ein Kanton in Nordsyrien und Teil der Autonomieregion Rojava. Hier ist die YPG/YPJ besonders stark verwurzelt. Der Angriffskrieg den Erdogan jetzt begonnen hat, steht im Kontext mehrerer politischer und sozialer Aspekte, die hier sicherlich nur annäherungsweise erläutert werden können.  

Rojava

Am 17. März 2016 wird im Zuge der Ereignisse des arabischen Frühlings, des syrischen Bürgerkriegs und der Autonomiebestrebungen kurdischer Gebiete die Demokratische Förderation Nordsyriens ausgerufen. In dieser Region geht es um viel mehr als um die Verteidigung der eigenen „staatlichen“ Grenzen, sondern um progressive Sozialpolitik auf Grundlage des demokratischen Konförderalismus. Geopolitisch versammelt sich ringsherum mit dem IS eine faschistische Terrormiliz mit dem türkischen Staat, der in letzter Zeit mit allem Nachdruck zeigt, was er von Autonomie hält. Desweiteren versammeln sich auch islamistische und andere autoritäre Kräfte. Währenddessen befinden sich die Kämpfer*innen Rojavas in einer schwierigen Situation. Während sie sich in einem Krieg gegen den IS befinden, ihre Autonomieregion von keinem Staat anerkannt wird und Erdogan einen Angriffskrieg beginnt, kämpfen innenpolitisch libertäre Kräfte für ein gesellschaftliches Weiterkommen. Angestrebt wird dabei eine nicht-staatliche Ordnung jenseits von Kapitalismus, Sozialdemokratie und Repression.  

Der türkische Faschismus  

Erdogan will dieses, wohl weltweit einzigartige solidarische Projekt, unter dem Deckmantel der „Terrorismusbekämpfung“ zerschlagen. Das aber dieser Angriff nicht von ungefähr kommt, hängt damit zusammen, dass Erdogan und den IS viel mehr verbindet als es vermutet werden könnte. Während die bürgerliche Presse wieder einmal versucht, Erdogan fälschlicherweise als einfach etwas fehlgeleitet zu beschreiben und deutsche Politiker*innen versuchen zu beschwichtigen gehen dabei zwei zentrale Punkte unter. Erstens steht Erdogan an der Spitze eines kriegerischen Regimes, das mit aller Macht jegliche Bestrebungen für Emanzipation zerschlägt und längst das persönliche Leben der Menschen unterjocht, die nicht Teil dieser mörderischen Gesellschaft sein wollen. Hierbei sei an die Grauen Wölfe, eine bewaffnete, radikal-nationalistische Organisation in der Türkei, erinnert. Zweitens ist der Versuch, dem türkischen Faschismus auf einer parlamentarischen Ebene zu begegnen, zum Scheitern verurteilt. Die türkische Gesellschaft erfährt nicht erst seit gestern einen autoritären und repressiven Wandel und wird sich darüber hinaus auch nicht einfach so gut gemäßigten Appellen aus dem Ausland beugen. Es geht ihnen nicht darum, ob oder wie die Situation im Ausland wahrgenommen wird, sondern um ein Klima der Angst und der Unterdrückung. Weiterhin leisten die europäsichen Regierungen dabei tatkräftige Unterstützung, in dem sie Solidaritätsbekundungen mit Rojava kriminalisieren. Dieser Angriff auf Rojava ist also kein Tabubruch, sondern ein Ergebnis dessen, dass die Vorstellungen des IS und den türkischen Faschisten nicht so weit voneinander entfernt sind.  

Ein Ausblick

Es bleibt natürlich die Frage, was das mit unserer Lebensrealität zu tun hat. Realpolitisch gesehen ist das ziemlich eindeutig: Die deutsche Regierung setzt weiterhin darauf, Erdogan zwar öffentlich elegant zu kritisieren, schätzt ihn aber im gleichen Moment als Bündsnisspartner. So wundert es kaum, dass deutsche Panzer auf türkischer Seite gegen Afrin zum Einsatz kommen. Die Türkei spielt bei der europäischen Abschottungs- und Mordpolitik gegen Geflüchtete eine enorme Rolle. Das bedeutet auch, dass Erdogan mal „gerügt“ werden darf, aber während in der Türkei massenhaft Regimegegner*Innen wegsperrt und Proteste blutig nierderschlagen werden, schaut die europäische Öffentlichkeit zu. Deshalb heißt es für uns, um einen anderen gesellschaftlichen Konsens zu kämpfen. Im Zentrum der emotionalen Ohnmächtigkeit in der mörderische und autoritäre Gesellschaftsvorstellungen durch die AfD genau so präsent sind, können wir nicht stagnieren. Wenn wir heute sehen, dass die Türkei einen Angriffskrieg gegen die Kräfte führt, die dem IS in direkter Nähe kriegerisch, sozial und politisch etwas entgegensetzen, dann ist das kein Zufall. Wenn Bilder auftauchen auf denen die türkische Armee mit IS-Kämpfern zusammen posiert, dann ist das schlichtweg die Konsequenz aus ihren sozialpolitischen Gemeinsamkeiten.

Unsere Solidarität gilt allen Menschen in Rojava, die an vorderster Front für das Leben, die Freiheit und gegen die faschistische Aggression durch IS und Türkei kämpfen, und dabei Tag für Tag ihr Leben riskieren.    

Solidarität mit den mutigen Autonomiebestrebungen Rojavas!  Biji Azadi!

reACT23 am 14. Februar 2018