„Rock gegen Überfremdung III“ am 25.08.2018

Es ist soweit. Diesen Samstag am 25.08.2018 wird das größte Neonazievent Deutschlands in Mattstedt bei Apolda stattfinden. Es werden 5000 Nazis erwartet. 1500 Bullen werden im Einsatz sein und es sind mehrere bürgerliche Gegenveranstaltungen geplant.

1. Das Konzert

2017 richteten sich die Augen auf Themar. Rock gegen Überfremdung II war mit circa 6000 Neonazis aus der ganzen Welt das größte Event des Jahres in Deutschland. (Quelle 1) Nachdem dieses Jahr in Themar 2000 Nazis erneut über zwei Tage hinweg feierten, ist Mattstedt der nächste Schauplatz.
Rock gegen Überfremdung III zieht ins Weimarer Land um. Eine ehemalige Industriebrache wird Austragungsort des größten Nazifestivals Deutschlands. Diese Festivals besitzen für die Naziszene enormen Wert. Sie stärken den inneren Zusammenhalt, dienen der Vernetzung und sind wahre Goldgruben. Für Rock gegen Überfremdung III werden Tickets im Wert von 25 bis zu 30 Euro angeboten. Bei der Anzahl an Nazibesucher*Innen ist von einer niedrigen, sechsstelligen Gewinnsumme auszugehen. In Thüringen gibt es mittlerweile 15 eindeutig rechte Immobilien, die für verschiedenste Veranstaltungen genutzt werden und unter anderem eben durch jene Konzerte und Großveranstaltungen gekauft und erhalten werden.
Eine der wichtigsten Gruppen, die diese Events ermöglichen sind die „Turonen“. Auch bekannt als „Garde 20“ sei an deren Beteiligung an dem Überfall auf die ballstädter Kirmesgesellschaft 2014 erinnert. Viele Konzerte ermöglichten die Tilgung ihrer Prozesskosten. (Quelle 2)

2. Die Gemeinde gegen den Landkreis und das Land

Kurz nach Bekanntwerden, dass Mattstedt der Ort des nächsten Nazigroßevents wird, veröffentlichte die Gemeinde einen offenen Brief (Quelle 3) an das Land Thüringen und den Ministerpräsidenten persönlich. Das Konzert, welches als politische Versammlung angemeldet ist, sollte aufgrund mehrere verkehrstechnischer und baulicher Hindernisse untersagt werden. Es besteht die Sorge, dass der Ort kollabieren könnte. Das Versammlungsrecht besitzt dafür allerdings besonders hohe Hürden, weshalb es wohl wie geplant stattfinden wird. Auch eine Onlinepetition (Quelle 4) brachte nicht den gewünschten Erfolg.

3. Alle zusammen – Hauptsache zusammen

In den letzten Tagen wurde es nun immer klarer, dass eine staatliche Verhinderung des Konzerts unmöglich ist und bleibt. Allerdings wurden am heutigen Tag (23.08.18) das Gelände neu beauflagt, indem Teile des Geländes gesperrt wurden. Bereits im Vorfeld haben sich das Netzwerk „Buntes Weimarer Land“ und das Weimarer „Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus“, sowie weitere bürgerliche Initiativen dazu entschlossen, Gegenveranstaltungen im Ort zu machen. (Quelle 5) Das Programm bietet drei Demonstrationen, Friedensgebete, Fahrradrouten, ein Konzert und vieles mehr.
In enger Kooperation mit dem Ort sollen sie unterstützt werden, um diesen Tag zu überstehen. Sicherlich ist es ein positives Zeichen, dass ein Ort Probleme hat mit einem Neonazikonzert, dennoch kann es nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich bereits bei der Veranstaltung in Mattstedt vor allem Sorge gemacht wurde, dass ein zweiter G20-Gipfel vor der Haustür stehen könnte. Dass das passiert ist milde geschätzt sehr unwahrscheinlich. Was Realität werden wird, ist, dass tausende Neonazis kommen werden und bewusst ihr Geld geben für militante Strukturen, die bewaffnet sind und einen politischen Aufwind verspüren. Seit dem Urteil im NSU-Prozess ist dieser noch größer. Wenn ein direkter Freund, Sympathisant und überzeugter Neonazi des Trios gerade einmal zweieinhalb Jahre für die Unterstützung an einer neonazistischen Mordserie erhält, dann sagt die deutsche Justiz der Naziszene in Deutschland: Zieht wieder los und mordet. Wir halten euch nicht auf. (Quelle 6)
Es ist sicherlich gut gemeint aus bürgerlicher Perspektive einen Feiertag zu machen, dessen Programm „weltoffen“, „friedlich“ und demokratisch sein soll. Aber um ehrlich zu sein, fragen wir uns, was das eigentlich bedeutet. Wir tun so, als wären das die Eckpfeiler „unserer“ Gesellschaft. Als könnten wir „uns“ auf sie berufen. Für uns hat eine weltoffene Gesellschaft keine rechtsradikale Partei wie die AFD mit aktuellen Umfragewerten von 17 Prozent, keinen wildgewordenen Grenzschutz mit Abschiebeknästen und keinen Verfassungsschutz, der Neonazis beim Morden hilft.
Eine friedliche Gesellschaft hat keine Bullen und kennt keine Verwertung. Sie wird es im Kapitalismus nie geben.
Wir müssen damit beginnen und weitermachen, Nazis klaren Widerstand zu geben. Sie wollen nicht diskutieren. Sie wollen an die Macht. Sie wollen ihre Ideen Wirklichkeit werden lassen und eine NS-Diktatur aufbauen. Wenn wir das verhindern wollen, müssen wir sie bekämpfen und die gesellschaftlichen Bedingungen angehen, die es ermöglichen, dass autoritäre und neonazistische Ideen wieder aufkeimen.
Wir müssen Öffentlichkeit schaffen, für all die Dinge, die sie fernab der medialen Präsenz tun. Die Rückzugsräume in Thüringen sind erschreckend groß. Es ist egal, ob mensch aus Mattstedt, Apolda, Weimar oder sonstwoher kommt, es gilt alltäglich den Nazis etwas entgegenzusetzen.
Falls ihr euch dennoch auf den Gegenprotesten bewegen solltet, bitte passt auf euch auf. Achtet darauf, dass ihr gemeinsam unterwegs seid und falls ihr alleine seid, fragt lieber Leute, ob ihr gemeinsam an-und abreisen könnt. Durch die erwähnte Beauflagung ist es möglich, dass am Tag selber mehrere hundert Neonazis nicht auf das Konzert kommen und einen ganzen Tag nichts zu tun haben, deshalb achtet darauf. Wenn ihr tatsächlich angegriffen werdet, notiert euch danach alle Informationen und schreibt uns gerne an. Solltet ihr angezeigt werden, wegen irgendwelcher angeblicher Vergehen, meldet euch bei der Roten Hilfe. Lasst euch nicht unterkriegen!

reACT23 am 23. August 2018


Quelle 1: Fotos Themar
https://www.flickr.com/photos/lionelcbendtner/sets/72157683659339223/page1

Quelle 2: Turonen, Ballstädt und Geldflüsse
https://thueringenrechtsaussen.wordpress.com/2017/07/26/neonazi-konzert-mit-6-000-besuchern-am-15-juni-in-themar-auswertung-gelder-strukturen-und-der-umgang-der-behoerden/

Quelle 3: offener Brief Mattstedt
http://daten.verwaltungsportal.de/dateien/news/4/5/6/6/0/0/offener_brief_mattstedt.pdf

Quelle 4: Online Petition
https://weact.campact.de/petitions/verhindern-sie-das-grosste-rechtsrockkonzert-deutschlands

Quelle 5: Gegenveranstaltungen
https://www.facebook.com/events/2129465963980705/

Quelle 6: Urteil André Emminger
https://www.taz.de/!5517433/

Schreibe einen Kommentar