„Om Chanting“ in der Gedenkstätte Buchenwald

Pressemitteilung der antifaschistischen Gruppe Weimar [reACT23]

Am 17.03.2018 lädt die „Bhakti-Marga-Gruppe“ zu einer „Heilung der Vergangenheit“ in die Gedenkstätte Buchenwald. Wir halten diese Betrachtung der Geschichte für revisionistisch und fordern gleichzeitig die Gedenkstätte Buchenwald auf, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und diese Veranstaltung zu unterbinden.

Durch die Prozession des „OM Chanting“ werden laut Veranstalter*innen die „Tragödien der Vergangenheit überwunden“, wobei „negative in positive Energie“ umgewandelt und die ehemaligen Konzentrationslager weiterhin spirituell „geheilt“ werden sollen. Diese Auffassung der Gedenkkultur ist zutiefst verfälscht und leugnet die gesellschaftlichen Voraussetzungen, die zu dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte geführt haben. Weiterhin wird auf einem Flyer zur besagten Veranstaltung ausgeführt, dass „nur der Schöpfungsklang OM die Kraft hat, diese Orte zu heilen“.

Dass es keine negativen Energien, sondern vielmehr die antisemitische und rassistische gesellschaftliche Grundlage war, auf der der Nationalsozialismus gewachsen ist, wird hierbei nicht beachtet. Weiterhin muss verdeutlicht werden, dass es kein „OM Chanting“ war, welches die nationalsozialistische Herrschaft beendete, sondern vielmehr das konsequente Eingreifen der alliierten Militärmächte. In den Augen der Veranstalter*innen gibt es zudem keine Naziverbrecher*innen, sondern lediglich durch negative Energien „fehlgeleitete“ Subjekte. Auch das leugnet die Teilhabe der Deutschen an der Ermordung von Millionen Menschen.

Angesichts des historischen Verlaufes, der immer wieder nazistische und faschistische Kräfte erstarken lies und lässt, kann die verkürzte geschichtliche Darstellung der Veranstalter*innen in keinster Weise zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit der Vergangenheit beitragen. Dabei besitzt sie geschichtsrevisionistischen Charakter, indem sie historische Tatsachen ausblendet. Sie bildet außerdem eine mehr als unangemessenene Instrumentalisierung eines jeden einzelnen Opfers, welches von den Nazis mit gesellschaftlicher Unterstützung ermordet wurde.

Wir fordern die Gedenkstätte Buchenwald öffentlich dazu auf, es der Gedenkstätte Flossenbürg gleich zu tun und eine solche Art des „Gedenkens“ nicht zu dulden.

Unsere Pressesprecherin Paula Müller erklärt abschließend dazu:

„Wir widersprechen der Erklärung des stellvertretenden Direktors der Gedenkstätte Buchenwald zur Genehmigung der ausgeführten Veranstaltung mit Nachdruck. Das Gedenken anderer Besucher*innen und das Andenken an die Opfer der Nazis wird sehr wohl durch die Duldung einer solchen verfälschten Auseinandersetzung gestört. Es ist die historische Verpflichtung und Aufgabe von Gedenkstätten dafür zu sorgen, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten niemals vergessen werden und keine Schlusspunktsetzung in der Geschichte erfolgen darf. Wir erwarten, dass die Gedenkstätte Buchenwald ihre Verantwortung gegenüber eines angemessenen Erinnerns wahrnimmt.“

reACT23 am 4. März 2018