Die „Allianz des gesunden Menschenverstandes“ oder Turonen-Mitglied Sebastian Dahl trifft Stürzenberger, Stöckl und Issmer in Weimar

Normalerweise ist es nicht unser Move rechte Sprache salonfähig zu machen. Aber Michael Stürzenberger untermalte sein Youtube-Video nach der 3. Kundgebung der „Patrioten für Deutschland“ am 03.05.2019 mit dem treffenden Titel „Allianz des gesunden Menschenverstandes wächst zusammen“. Da werden wir es uns natürlich nehmen lassen, diese tolle „patriotische“ Allianz mal auseinander zu nehmen.

In einem weiteren Video von Stürzenberger werden Gegendemonstrant*Innen befragt. Mal ne kleine Anmerkung unserseits: Mit Nazis redet man nicht, man bekämpft sie. Sie werden ihre Videos immer so schneiden, dass ihr dabei nicht gut wegkommt. Sie werden Tatsachen verdrehen und das Gespräch danach noch minutenlang kommentieren und euch als „asozial“ und unmenschlich abkanzeln. Es lohnt sich überhaupt nicht mit Konsorten wie Stürzenberger zu unterhalten. Viel sinnvoller ist es, dass was sie sagen über unsere Kanäle zu entzaubern. Denn Stürzenberger fragte „blauäugig“ „Wo denn da Nazis stehen würden?“ Ja, lieber Stürzi, wir werden dir mal zeigen, wo da die Nazis standen. Nämlich verdammt nah dran, für einen achso „demokratischen Patrioten“ wie dich.

Merke: Eine Volksbewegung besteht aus 25 Personen

Unabhängig von der Tatsache, dass wir sprachlich dem Patrioten-für-Deutschland-Konzept der „Volksbewegung“ nichts abgewinnen können, maßen wir uns mal an, zu sagen, dass es für die paar versprengelten Hüpfer*Innen etwas zu hoch gegriffen ist.

Zu diversen wichtigen Personen haben wir uns bereits geäußert. (Quelle 1) Issmer-Spielmann und Eric Graziani waren wieder anwesend. Beiden Personen konnten wir deutlich rechtsradikale Inhalte, Positionen und personelle Überschneidungen nachweisen. Wir weisen hierbei nochmals darauf hin, dass Issmer das Paradebeispiel ist, dass ein ziemlich alter, verzweifelter Mann um Aufmerksamkeit ringt. Er versucht es zwar zu verstecken, aber die Bedeutungslosigkeit ist kaum überschaubar. An der Kundgebung vom 03.05.2019 haben circa 25 Personen teilgenommen. Dazu gehören sechs Redner*Innen, zwei Ordner (natürlich richtige Kerle), Stöckl und sein doppeltes Gespann (Iris Swoboda). Unabhängig der Organisationsstruktur haben sich dementsprechend circa 15 Teilnehmer*Innen auf dem Goetheplatz eingefunden.

[1] Michael Stürzenberger Weimar 03.05.2019

Michael „Stürzi“ Stürzenberger

Michael Stürzenberger ist so etwas, wie der Allrounder des „bürgerlichen Patriotismus“. Bürgerbegehren, linke Demos provozieren, „Rechts und Links“ gäbe es nicht mehr, Nazis gibts auch keine mehr. So ungefähr ist seine Argumentationslogik. Stürzenberger selber ist Autor von PI-News. Die Politically-Incorrect-News sind eine Art Gegenonformationsplattform der Rechten. Hier werden gezielt übertriebene Inhalte dargestellt und Tatsachen als Skandale verortet. Stürzenberger war unter anderem mit „Erfurt zeigt Gesicht“ unterwegs. Zudem beteuert Stürzenberger immer wieder, dass er gegen jede Form von Extremismus wäre. Bereits 2015 führte er dies selbst ad absurdum. So kuschelt er immer wieder mit der Neonazipartei „Die Rechte“ und anderen rechtsradikalen Akteur*Innen. (Quelle 2) Wir könnten jetzt unendlich Worte verlieren über Gerichtsprozesse, Inhalte und Verstrickungen, aber ihr findet vieles auf einschlägigen Seiten.

[2] Iris Swoboda Weimar 03.05.2019

Iris Swoboda

Neu in Weimar begrüßen wir Iris Swoboda von „Mütter gegen Gewalt“. Zu ihr muss nicht viel gesagt werden. Sie ist eine weitere irrelevante Youtuberin, die versucht über sprachliche Verschleierung ihr rechtes Gedankengut zu verstecken und sich als „rechtsschaffende Deutsche“ zu inszenieren. Vor die verwackelte Kamera stellen, abhetzen und danach den Seeblick genießen. So ungefähr dürfte aktuell ihr Leben aussehen. Die Themen nahezu einschläfernd: „Ich bin Mutter, ich gehe arbeiten, ich bin besorgt, ich bin deutsch“… Tausendmal gesagt und trotzdem nur ein weiterer Legitimierungsversuch rechter Gesinnung.

Jitka Holíková

[3] Jitka Holíková Weimar 03.05.2019

Zu der Rednerin aus Prag, Jitka Holíḱová, haben wir wenig gefunden. Da wir nicht einmal an Bildmaterial gekommen sind, denken wir ein guter Anfang ist schonmal ein Gesicht zu haben. Vielleicht kennt ihr Gefährt*Innen aus Prag oder kennt euch etwas besser mit den rechten Strukturen aus. Lasst es uns wissen. Infos nehmen wir immer gerne an.

Pierre Römmler

Der „Humanist“, wie ihn Issmer-Spielmann liebevoll ankündigte, aus dem Erzgebirge, ist wie es schon immer bei diesen Kundgebungen war, eine Stimmungskanone des patriotischen Widerstandes. Verheißungsvoll von Issmer als „Veteran“ der Bürgerbewegung geprießen, muss die Rede wohl als die ernüchterndste aller Zeiten gelten. Hier die Kurzfassung: „Jo, scheiße, dass so wenig da sind.“ „Scheiß drauf, was wir machen, hauptsache wir machen was.“ Einwurf von Ronny: „Richtig!“ „Grün versifft.“ „Wir sind keine auspressbare Zitronen.“ „Achso. Es geht um Kinder!.“ Auch Römmler fischt ganz nah an der Bedeutungslosigkeit. Es ist wie ein roter Faden, der sich durch die Mobilisierungen der Patrioten für Deutschland zieht.

[4] Pierre Römmler Weimar 03.05.2019

„Keine Nazis auf der Kundgebung“ – Der Turone Sebastian Dahl als Ordner in Weimar

[5] Sebastian Dahl Weimar 03.05.2019

Da standen sie alle. Die Stürzenbergers, Stöckls und Issmers und haben es gebetsmühlenartig herunter gepredigt. Sie seien nicht rechts, sie würden sich nicht mit Nazis zeigen und wären nur besorgte Bürger*Innen. Sie fühlen sich ständig missverstanden und können nicht glauben, warum sie in Verbindung mit rechter Ideologie stehen. Unabhängig der Tatsache, dass ihre Inhalte nichts anderes als eben diese Ideologie vermitteln streiten sie personelle Verstrickungen immer wieder ab. So sind sie alle schön brav von links auf die Bühne gekommen. Vorbei an den eigenen Teilnehmer*Innen und den beiden unscheinbar wirkenden Ordnern. Einer von ihnen ist Sebastian Dahl. Im neonazistischen „Kampf-der-Nibelungen“-Shirt steht er direkt an der Bühne. Nicht als Teilnehmer, sondern als Ordner.

[6] Sebastian Dahl 2018 Rock gegen Überfremdung.

Zu Sebastian Dahl gibt es viel zu sagen. (Quelle 3) Er ist eine der zentralen Figuren der neonazistischen Szene Thüringens. Seine Karriere begann in Berlin als mutmaßlicher Kopf von „Combat 18 Berlin“, auf deren Konto mehrer Anschläge und Anschlagsversuche zu Beginn der 2000er Jahre gingen. Während bei den Angriffen fast Menschen drauf gingen, musste Dahl 2005 ins Gefängnis für 5 Jahre. Trotz der Tatsache, dass er sich 2010 wieder Berliner Strukturen („Vandalen“) anschloss, zog es ihn 2011 nach Kahla. Er beginnt wieder an Blood and Honour-Treffen teilzunehmen. So 2011 in Schweden, als Dahl an einem Sommercamp mit B&H-Beteiligung teilnahm. (Quelle 4)

[7] Sebsatian Dahl 2011 Schweden

Dahl ist heute Mitglied der Turonen/Garde 20. Sie ist die maßgebliche Thüringer Struktur, die in Blood and Honour-Belange und Combat 18-Strukturen involviert ist: „In der Immobilie der «Turonen/Garde 20» dem «Gelben Haus» in Ballstädt, trafen sich Mitglieder von «Combat 18» Deutschland. Zum Beispiel im Rahmen eines konspirativ organisierten Konzerts am 6. Dezember 2014, auf dem «Oidoxie» und «Strafmass» spielten und zu dem auch Mitglieder der Sektion von Stanley Röske angereist waren. Insgesamt waren knapp 100 Personen gekommen. Die Polizei gibt an, das Konzert „wegen des Singens eines volksverhetzenden Liedes“ aufgelöst zu haben“. (Quelle 3) Grundlegend besteht die Struktur aus gut organisierten Neonazis, die sehr gewaltaffin sind. Ihre ideologische Grundhaltung schließt dies mit ein und so gibt es unzählig dokumentierte Überfälle. Viele Mitglieder*Innen beteiligten sich an dem Überfall auf die Ballstädter Kirmesgesellschaft 2012. (Quelle 5)

[8] Turonen Sebstian Dahl in der Mitte (4.v.l. untere Reihe)

Die Turonen organisieren jährlich das „Rock gegen Überfremdung“ in Thüringen, bei dem Dahl auch als Ordner auftrat. Anmelder ist Steffen Richter, ebenfalls Turonen. Hier sei erwähnt, dass es eine Kontinuität gibt, Blood and Honour-Treffen im Rahmen solcher Veranstaltungen abzuhalten, ohne eine zu große behördliche Aufmerksamkeit auf sich lenken zu müssen. Zudem werden mit den Einnahmen Repressionskosten und möglicherweise auch Waffen besorgt. Die Parallelen zum NSU sind unübersehbar. Dahl ist Teil einer finanzkrftigen Struktur, deren Mitglieder*Innen schon mehrfach unter Beweis gestellt haben, dass für sie Anschläge gegen in ihren Augen Feinde nationalsozialistischer Lebensweise kein Tabu sind, sondern viel mehr Teil ihrer Praxis ist.

[9] Kampf der Nibelungen Sebastian Dahl mit Martin Langner (1.v.r) barbariaschmoelln und Kevin Görke

Des Weiteren betreibt Sebastian Dahl Kampfsport. So nahm er am „Kampf der Nibelungen“ 2017 selbst teil und posierte anschließend mit den Neonazis von Barbaria Schmölln und dem Profikämpfer Kevin Görke, der an der 3. Invictus Fight Night 2018 teilnahm.

Das Offensichtliche erkennen und in den Hintergründen rumstochern

Fragen wir uns nun, was wir damit anfangen. Da steht Sebastian Dahl nun als Ordner plötzlich in Weimar rum. Nicht bei einer neonazistischen Veranstaltung, nicht bei einem „Combat 18“-Treffen, sondern bei anscheinend unwichtigen „Patrioten“.

Erstens, Dahl ist kein normaler Teilnehmer. Die Ordnerbinde gibt uns in diesem Zusammenhang viel Preis. Es muss eine Kommunikation gegeben haben. Wir müssen das Naheliegendste nehmen. Es gab eine Kommunikation zwischen Dahl und Hartmut Issmer. Sei es eine direkte oder über ein paar Ecken. Fakt ist, dass es mindestens Kontakt gegeben haben muss. Ob die anderen Redner*Innen oder Teilnehmer*Innen eingeweiht waren können wir nicht sagen und es wäre vermessen zu glauben, dass alle wussten mit wem sie dort rumgesprungen sind, aber die Demoleitung hat es mindestens in Kauf genommen. Auch sein Pullover gab Aufschluss, dass er im neonazistischen Milieu unterwegs ist. Rausreden ist also nicht mehr drin.

Über Dahl sagt diese Kundgebung wenig aus. Bei vielen Reden wird er sich wohl kaum angesprochen fühlen. Über Stürzenberger und Co. sagt es aber sehr viel aus. Er fragte die Gegendemonstrant*Innen, wo denn Nazis wären. Nun ja. Also wenn jemand wie Sebastian Dahl kein Neonazi ist, dann hat Stürzenberger vermutlich Recht, dass es keine Nazis mehr gibt. Gut zu wissen, dass nicht Rechercheleute antifaschistischer Gruppen, sondern Stehaufmännchen unbedeutender rechter Strukturen jetzt die Experten sind.

Issmer und so

Lieber Hartmut, ganz kurz und knackig. Du bist hier aufgelaufen mit einem Ordner aus der Blood and Honour-Ecke der Republik. Wie stark letztlich die Kommunikation war, können wir nicht sagen. Sie war aber vorhanden. Du hast aktiv jemanden wie Dahl unterstützt und ihm die Möglichkeit gegeben sich zu assimilieren. Es war kein Zufall, dass er da war und da helfen keine Distanzierungen. Das ist dann wohl die „Allianz des gesunden Menschenverstandes“.

Quelle 1                                                                                                http://react23.blogsport.eu/2019/01/30/nazis-und-bullen-hand-in-hand-kommentar-zur“-rechtsradikalen-kundgebung-der-patrioten-fuer-deutschland/

Quelle 2                                                                                                                 https://www.br.de/nachricht/rechtsaussen/bagida-islamgegner-stuerzenberger-100.html

Quelle 3                                                                                                                   https://exif-recherche.org/?p=4399

Quelle 4                                                                                                    https://naziskahla.wordpress.com/1-2/burg19/

Quelle5                                                                                                                      https://thueringenrechtsaussen.wordpress.com/2015/12/02/der-ballstadt-prozess-eine-uebersicht/

Quelle 6                                                                                          https://www.fightevents.de/event/3-invictus-fightnight/

react23, Mai 2019.

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